Temperaturen und Wetter spielen für Radrennen eine große Rolle. Bei der Querung der USA werden wir auf unterschiedliche klimatische Bedingungen stoßen. Verstärken werden sich die Klimaeinflüsse dadurch, dass Tag und Nacht durchgefahren werden (sog. Non-Stop-Modus). Die Bedingungen im Juni 2022 lassen sich natürlich zum jetzigen Zeitpunkt nicht vorhersagen. Nach bestehender Informationslage lassen sich die Bedingungen aber wie folgt einordnen:
PAZIFIKKÜSTE & KALIFORNIEN
Das Klima am Start in Oceanside wird stark vom Pazifik bestimmt. Die Wassertemperaturen des Pazifiks im Juni sind eher niedrig. Die Nächte und Vormittage sind kühl (unter 20°C), oft ist es diesig und selten kommt die Sonne zum Vorschein. Schon 5 bis 10 Kilometer im Hinterland bietet sich ein völlig anderes Bild. Das Wolkenband fehlt und die Sonne wärmt das Land sehr schnell auf. Schon am frühen Vormittag können die Temperaturen bei 30°C und höher liegen.
MOJAVE-WÜSTE
Die Luftfeuchtigkeit ist sehr niedrig, die Temperatur steigt – mit dem Verlust der Höhenmeter – stetig an, Temperaturen von 50°C sind nicht unwöhnlich. In dieser Region, bei Salton at Sea, einem Salzsee, werden wir mit minus 57 Metern auch den tiefsten Punkt durchfahren. Erst spät abends, nach Einbruch der Dunkelheit, sinken die Temperaturen.
STEPPEN- UND GRASLAND
Das Terrain steigt in Wellen und Stufen an und nicht selten werden wir uns in einer Höhe von über 2.000 Metern befinden. Die Luftfeuchtigkeit ist weiterhin sehr niedrig. Die Tagestemperaturen bewegen sich meist zwischen 25 und 35°C. Nachts kann es auf Temperaturen unter 10°C abkühlen.
ROCKY MOUNTAINS
Über drei Pässe werden wir in Colorado die Rocky Mountains überwinden. Davon ist der Wolf Creek Summit mit 3.309 Metern der höchste Punkt des RAAM. Die Tagestemperaturen werden auch auf den Höhen nicht unter zwanzig Grad Celsius liegen. Zumindest bei trockenem Wetter. Nachts kann es hingegen empfindlich kühl werden.
MITTLERER WESTEN
Es folgen die Bundesstaaten Colorado, Kansas, Illinois und Missouri. Unendliche Weiten liegen vor uns. Stundenlang geradeaus. Zuerst Gras- und Steppenland, danach Acker- und Weideland. Die Tageshöchsttemperaturen nehmen wieder zu und können schnell 35 bis 40°C erreichen. Die Nachttemperaturen steigen ebenfalls an. Die Luftfeuchtigkeit nimmt stetig zu.
SÜDSTAATEN
In Missouri und Indiana, erwartet uns schwülheißes Klima. Die Luftfeuchtigkeit bewegt sich in den hohen Neunzigern, die Temperaturen liegen bei 30 bis 35°C. Die Regenwahrscheinlichkeit steigt stetig. Kommt es dann zu Regen wird das Klima für uns Mitteleuropäer nur schwer erträglich.
APALACHEN & ATLANTIKKÜSTE
Die Szenerie der Apalachen gleicht europäischen Mittelgebirgen. Die höchste Erhebung liegt bei rund 1.000 Metern. Die Strecke führt ständig bergauf oder bergab. Klima und Temperaturen sind gut vergleichbar zum mitteleuropäischen Hochsommer. Die Luftfeuchtigkeit ist allerdings deutlich höher. Die Regenwahrscheinlichkeit ist hier am höchsten. Die Temperaturen sollten bei 30°C liegen.
WIND
Alle Radfahrer wissen, dass der Wind ein bedeutender Faktor ist. Bedingt durch die sommerliche Verlagerung des Jetstream in den Süden, ist auf der Fahrt von West nach Ost tendenziell eher mit Rücken- oder Seitenwind als mit Gegenwind zu rechnen. Aufgrund des Klimawandels findet die Verlagerung allerdings nicht mehr so regelmäßig statt, wie man es aus früheren Jahren gewohnt sein mag. Die Eventualität für hilfreichen Rückenwind ist somit verringert. Lokal kann dies dennoch völlig anders aussehen. Die Temperatur- und Luftdruckunterschiede zwischen Höhenlage und Wüstenniveau führen zu teilweise orkanartigen Winden mit schlagartig wechselnden Richtungen. Nachts schläft der Wind oft völlig ein.