Wir haben‘s geschafft! Nach 6 Tagen, 9 Stunden und 15 Minuten haben wir das Ziel erreicht. Nonstop von der West- zur Ostküste, 4.926 Kilometer quer durch die USA. Unser Ergebnis: 2. Platz unter allen 4er Teams (16 Teams haben das Ziel erreicht). Soviel vorweg. Bis zum Ziel war es aber ein harter Weg.
Gut vorbereitet, bei Sonnenschein und mit bester Laune gingen wir am 18.06.2022 am Pier und unter den Palmen von Oceanside/CA an den Start. Da es auf den ersten 120 Kilometern direkt gebirgig wurde (2.300hm waren zu bewältigen) hatten wir uns entgegen unserer eigentlichen Taktik (je Schicht zwei Racer, die wechselweise unterwegs sind) dafür entschieden, bis zum Gipfel des Küstengebirges rotierend mit drei Racern und ordentlich Druck am Pedal zu starten. Hat gut geklappt; und ab der ersten Time Station in Borrego Springs ging das Duo Andy&Consti in die erste reguläre Schicht durch die drückend heiße, staubtrockene und sandstürmige kalifornische Wüste.
Im wüstigen Hinterland Kaliforniens, in Arizona und bis nach dem Monument Valley in Utah lief trotz der enormen Hitze eigentlich alles ziemlich planmäßig. Stets waren wir auf Augenhöhe mit dem an der Spitze des Feldes liegenden brasilianischen Team Airrelax. Bei Timestation 13 in Montezuma Creek (Kilometer 1.342) lagen wir nur wenige Minuten hinter den Brasilianern. Doch genau hier hatte das Schicksal einen anderen Plan: Consti musste aussteigen. Der Körper zeigte Signale. Der anschließende Corona-Test war positiv. Schock! Was nun? Das wars! Oder doch nicht?
Krisensitzung in Durango/CO – eine halbe Stunde Stillstand. Ergebnis: Wir machen weiter – zu Dritt. Mit der Rennleitung haben wir das weitere Vorgehen abgestimmt. Consti und zwei Betreuer wurden isoliert. Alle anderen Racer und Betreuer waren negativ. So konnten wir zwar dezimiert, aber dennoch weiter am Renngeschehen teilnehmen. Zu diesem Zeitpunkt hatten wir jedoch noch nicht einmal ein Drittel der Strecke absolviert. Ist es mit nur noch drei Racern und einer kleineren Crew überhaupt machbar? Schließlich hatten wir die gesamte monatelange Vorbereitung und Planung auf unsere ambitionierte Taktik und unser sportliches Ziel ausgerichtet. Naja, Tempo rausnehmen und irgendwie durchhalten. Von nun an sollte also nicht weiter die Spitzenplatzierung, sondern das Durchkommen unser Ziel sein.
Die Taktik wurde angepasst – Doppelschichten: Zwei Racer wechselweise im Einsatz und einer ruht. Theoretisch folgte so auf durchschnittlich zwölf Stunden Schicht eine Ruhephase von sechs Stunden. Doch wir mussten schnell feststellen, dass sechs Stunden Ruhephase wesentlich angenehmer klingen, als es sich tatsächlich darstellte. Denn in dieser Ruhephase musste man zunächst zum Wohnmobil, Duschen, Essen, Physio und sich eine Stunde vor Schichtbeginn für den nächsten Einsatz vorbereiten. So verblieben meist lediglich rund zwei Stunden für Schlaf. Und das in fahrender, schwankender und geräuschvoller Wohnmobilatmosphäre. Guter Schlaf war dies nicht. Auch an der Crew nagte der Schlafentzug, denn die Fahrer und Navigatoren der Begleitfahrzeuge waren fortan ebenfalls in Doppelschichten unterwegs.
Wir wurden zwar langsamer und auch der Wind machte es uns nicht einfach, aber irgendwie konnten wir auf unserem Weg durch die Rocky Mountains (Colorado) und den folgenden Staaten Kansas, Missouri, Illinois, Indiana und Ohio bis vor die Appalachen (Mittelgebirge vor der Ostküste) den zweiten Platz halten. Es wurde allerdings ziemlich eng, denn der Vorsprung auf das Team Aspect aus Irland schrumpfte vor den Appalachen auf unter 30 Minuten. Noch 500 höhenmeterreiche Kilometer bis zum Ziel. Und an Achim, Andy und Daniel nagte der Schlafenzug – und zwar gewaltig.
Interessanterweise waren es nach mittlerweile weit über 4.000 Kilometern gerade die vielen mühsamen Anstiege in den Appalachen, an denen wir unseren Vorsprung auf die Iren behaupten konnten. Tatsächlich konnten wir dieses Mittelgebirge unerwartet schnell hinter uns lassen. Und den zweiten Platz wollten wir auf den abfallenden letzten Stunden bis zur Ostküste dann auch nicht mehr hergeben. Noch mal alles geben. Gelungen: 31 Minuten vor Team Aspect im Ziel. Silbermedaille beim Race Across America 2022 für uks-goes-america.de. Was für eine beeindruckende Leistung der Racer und unserer hochmotivierten Crew, die dieses Resultat durch ihren unermüdlichen Einsatz ermöglicht hat.
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